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1. März 2017

peng!

Peng!
Die Kugel schwirrt durch die Stadt,auf dass sie sich ein Opfer fasse.
Die kanalartige Stadt.
In den Fassaden stecken die Kanülen der Impfspritzen und zittern. Es regnet leicht.




Es schwemmt wallend und steigend eine Flut aus grünen Geldscheinen immer höher durch die gepflasterten Straßen, sich einen Weg und Auslass suchend.
Inzwischen, auf einem friedlich umtosten Eiland städtischen Pflasters stürzt sich mit Grimm der Schnupfen auf einen Menschen namens –
Peng!
Schrimm, getroffen, taumelt, ein Blutfleck zeigt sich auf seiner gestärkten Weißbrust, er wankt und sinkt, fällt, rollt, bleibt liegen und sackt in sich zusammen. Schrimm erwidert nichts mehr prompt. Der Schnupfen spürt seine leblose Kälte und wendet sich ab.
Der Schnupfen ist ratlos, wohin soll er sich wenden und irrt durch die Stadt sich einen anderen Menschen suchend.
Alsbald mit Groll stürzt er sich auf einen Menschen Namens Knoll.

Der Himmel ist nun strahlend klar. Inspektor Surd , Abel Surd, steht am Tatort, fühlt sich auf Veranlassung seines Vorgesetzten dienstlich zuständig, sieht Schrimm an und denkt: Aha ein Mord!
Er sieht sich um und fragt sich: Woher kam die Kugel? Er stellt sich so, dass er Schrimms Fallrichtung nachempfinden kann, stellt sich in diese Richtung, dann dreht er sich entgegengesetzt um.
Er blickt eine Straße entlang, am Ende steht frei ein großes Gebäude, die Kaserne. Aha denkt Surd, dort gibt es Gewehre. Er sucht, wandelt durch die Straße auf die Kaserne zu, lässt sich von der Wache an den Kasernenchef vermitteln, der ihn am Tor abholt, das lässt er sich nicht nehmen, und in sein Büro geleitet, dort stellt er seine Fragen und erhält zur Antwort, daß die Munition weggeschlossen und buchhalterisch verwaltet wird, es fehle keine Patrone. Er lässt sich zum Zeughaus führen, wirft selbst einen Blick in die Bücher des Munitionswartes und bittet um eine Abschrift, nimmt sich vor seine Assistenten das genauer kontrollieren zu lassen wohl wissend , wenn diese in einem halben Tag auftauchen die Zahlen im Buch ganz anders aussehen, deshalb schreibt er sich die Zahlen der letzten zwei Tage ab. Es werden immer große krumme Zahlen abgetragen, mit seinem Taschenrechenschieber, kann er aber feststellen, daß sie in Teilportionen exakt wieder eingeliefert werden. Er zieht dem unwilligen Munitionsbuchhalter aus der Nase, dass der Kommandeur das als subversiven Mathematikunterricht betreibt. Er fragt ob die Munition tatsächlich vorhanden sei. Der Wart sagte, er habe chronisch zu wenig Munition, nur einmal habe er viel zu viel gehabt, die hätten sie bei Kontrolle der Bücher vergraben, aber danach wieder ausgegraben, jedenfalls zur Zeit könne er keine Munition ausgeben, da sie hoffnungslos seit 45 zu wenig hätten, und für jede Inventur, sie von anderen Einheiten ausborgten damit die Fehlbestände nicht auffielen. Surd fragte ob aktuell von der fehlenden Munition etwas im Umlauf gewesen sein könne, der Wart konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, nein, das sei unmöglich dazu dauere der Zustand schon zu lange, mit Sicherheit liesse sich kein einziger Schuss zusätzlich auftreiben. Und wenn dann würde das als Schatz gehütet und nicht verschossen, er lies sich dann noch weiter aus und erwähnte etwas von Einsatz und Leerverkäufen, aber Surd hatte sich überzeugt, dass hätte man hier eine Patrone raustragen wollen, zwei hätte reintragen müssen, und das hatte der Wart letztmalig 1866 erlebt, als die kolonialisierten Schleswig Holsteiner ihre Munition freiwillig ablieferten. Die jeweilige gewählte Vertretung gab sie ab, weil nach Abschaffung der Bauerndemokratie sie bei der Bevölkerung viel Depression fürchteten und Selbstmordversuchen vorbeugen wollten. Das wurde durch Alkohol dann auch erreicht.
Dafür hatten sie das neue Reich mit Sozialisten und Christen infiltriert, sowie mit der Philosophie der Besiegten
Er tritt aus dem Kasernentor wieder auf die Straße geht einige Schritte in eine ähnliche Straße hinein, dringt einige Häuser weit vor und wird von einer Gedenktafel an einer Hauswand abgelenkt: " Hier wohnt der Friedensnobelpreisträger K., dessen Verdienste uns in der Verteidigung des Kapitalismus bei der Bombardierung Kambodschas unvergesslich sind." Surd dachte sich, Friedensnobelpreisträger, das muss ein guter Kunde von Nobel gewesen sein, und wo Dynamit ist, dürfte Munition nicht weit sein.
Surd tritt in das Haus, findet ihn einer höheren Etage die Wohnung von K. Auf sein Klingeln, kommt der Alte hinter der Tür angeschlurft, öffnet, Surd wird mit seinem Anliegen hineingebeten, sie setzen sich in der spartanischen Küche an einen weißen Tisch mit weißer Resopaloberfläche mit leichtblauem Rechenmuster. Surd schildert sein Problem der fehlenden Kugel. K. wiegelt ab, bietet Tee an, Surd lehnt ab, K. nimmt selbst Tee, behauptet er hätte nur mit Frieden zu tun. Als Surd erwähnt, dass er um der Wahrheit auf den Grund zu kommen noch einen Freund von S. bemühen könne, müsse und werde, erblasst kurz K. sichtlich, kann sich kaum fangen oder fassen, wankt, steht auf entschuldigt sich er müsse unterbrechen, er hätte etwas vergessen, er sagt das in einer Mischung aus verhaltener Wut, unterdrücktem Bluthochdurck und echter Angst, was er notieren und kurz zur Erledigung markieren und vorbereiten müsse und geht aus der Küche. Nachdem Surd fünf Minuten gewartet hatte, es sehr still geworden war, steht er auf, geht durch den Flur blickt in einige leere Zimmer und entdeckt, die offen stehende angelehnte Wohnungstür. Surd ist sicher, K. komme nicht wieder und wendet sich in die Wohnung, untersucht sie, öffnet versuchsweise einige Türen, hinter denen nichts Aufschlussreiches oder Unerwartetes sich findet.
Er kommt zurück in die Küche, die auf den zweiten Blick seltsam geschnitten aussieht. dann tritt er an eine Kammertür, an der er rüttelt und die er verschlossen vorfindet. In einem Anfall rüttelt er heftiger und reisst an der Tür, diese gibt einige knarzende Laute von sich und ächzt, bis sie mit einem Knall explodierend aufschlägt und Surd beiseite fegt und er unter der freigegebenen Lawine von Munition, die aus dem hinter der Tür liegenden viel zu großen Raum, herabstürzt und herausflutete untermischt mit diversen Kleinkaliberwaffen begraben wird. Nachdem die halbe Küche sich mit Munition gefüllt hat, kommt die Lawine vorläufig zum noch schaukelnden Erliegen, unter der Munition regt sich etwas und Surd taucht, sich durch sie kämpfend, keuchend an der Oberfläche auf, rot und ersichtlich beglückt und erleichtert, dass er nicht mehr Verletzung als ein paar Kratzer davongetragen hatte. Nachdem er oben auf war, dachte er glücklich, daß diese Naivität ihn mehr Versehrtheit hätte kosten können.
Er trat wieder in den Flur zückte sein Notizbuch und notierte: Munition bei K. gefunden. Er linste noch mal um die Ecke in die Küche und offene Kammertür und gewahrte dahinter eine riesigen Raum bis an die Decke mit messingfarbener Munition gefüllt. Offensichtlich wurde die Küche versetzt und ein ganzer Raum zum Lager umgewidmet.
Im Zusammenhang mit der Panik bei er Erwähnung von S. wurde Surd sofort klar, dass er mit K. den Lieferanten der Kugel für die Aufrtagsverirrung gefunden hatte. Jede Waffe, auch die friedlichste gibt einmal einen Schuß von sich, ob dabei ein Versicherungsbetrug wie das Verschwinden einer Wiederaufbereitungsanlage Ursache war, würde sich bei weiterem Nachforschen herausstellen. Surd schloß die Wohnungstür, verplombte sie, und begab sich ins Kommissariat um die weiteren Aufträge zur erteilen.
Einige Tage später las er in der aktuellen Zeitung von einem K., der in lichtem Weiß vermisst worden ist, sich dann aber auffand mit Munition an eine Wand genagelt, seltsam rußig mit unscharfen Konturen und auf dem Boden breitete sich rotes Blut aus. Irgendein Konkurrent musste sich über seine eigentlich vorübergehende geschwächte Situation informiert haben.
Surd saß da und nahm nochmal die Zeitung, ein linksliberales Hetzblatt, hoch, und vergewisserte sich, dass ihm da wirklich etwas aufgefallen war.
Er schickte seinen Assistenten, einen davon, zu K ins Krankenhaus... .Der berichtete K, sei nicht ansprechbar, er sei im Koma, Surd, künstlich? Assistent, weiß ich doch nicht. Jedenfalls wurde mir ein Zettel übergeben. S. wars K. stand drauf. Surd meinte, das sei nicht überzeugend, eher wisse er nichts.

Wer den Artikel geschrieben hatte? Surd suchte den Redakteur auf, dieser führte ihn zum Auto, um von dem Kongress, auf dem er weilte, zur Redaktion zurückzufahren, er erzählte viel und wollte Surd dem verdienten Autor des Artikels vorstellen, diesen
befragte Surd weiter zu den Einzelheiten des Artikels, bis er zum entscheidenden Detail kam. "Woher wussten sie, oder hatten sie die Information über K. s Mageninhalt", " Sie meinen den Kaffee? Na von der Obduktion", "K lebt noch es gab keine Obduktion", Dann von Magenauspumpen", "Er kam nicht mit einer Vergiftung ins Krankenhaus, das wurde nicht gemacht" behauptete Surd einfach. Der Autor kam ins Schlingern, und eierte weiter rum. "Wer?" fragte Surd, der Autor gab nicht nach. Surd, "Sie haben da ausserdem etwas verwechselt , ich war kurz vorher mit K. in seiner Küche , er hatte getrunken, ja nicht einmal Kaffee, sie verwechseln das mit grünem Tee" "Earl Grey!"antwortete der Autor. "Auf jeden Fall wussten Sie zuviel, K. wurde von ihnen beobachtet, stand dauerhaft unter Beobachtung, so dass sie wussten was er trank oder einkauft." Er liess liefern. " Sie gebens zu? " "Nein, nicht wir haben beobachtet." "Sie hatten einen Auftrag" "Ihn zu beseitigen? Wie albern! Wir kämpfen mit der Feder" "Wer wollte es dann?" " Ich weiss nicht" "S.?" Der Autor erbleichte. Surd, "Ich werde diesen ihren Freunden, ihre Versäumnisse schildern, oder ich muss zu denen auch nicht." Darufhin liess sich der Autor aus.
"Nein bitte nicht, wir haben ja viel von ihnen angenommen, aber ihre Rache ist meist fürchterlich, ich müsst anonym auswandern, obwohl ich doch nur ein kleines Licht bin"
"Das sind wir alle, trotzdem schäbig jemanden ans Messer zu liefern."
"Nein das habe ich nicht, die Aktion ist, war gar nicht beabsichtigt so weit zu gehen"
"Ach lügen sie doch nicht, sie wussten dass es am Ende dazu kommen würde."
"Ja, aber jetzt nicht"
" Aber später", "Vielleicht", "sicher", "Na gut sicher", "und dann wäre sie zum Mitgehilfen geworden, leider kann ich sie dafür nicht rankriegen, wie es steht", "Haha, nein können sie wirklich nicht, denn es war zu Ende bevor es angefangen war, uns kam jemand zuvor." "Wer?", "Ich weiß wirklich nicht", "Sie decken jemanden", "Nein wirklich nicht, ich weiß es einfach nicht", "Können sie sich ein Motiv denken? Vorauseilender Gehorsam?", "Jemand wollte bei S. Tatsachen abliefern, und zusehen, dass er eine kleine Vergütung bekommt.", "Sie meinen jemand der in ernsthaften Schwierigkeiten steckt", "Vielleicht nicht ernsthaft aber zumindest sehr drängend", "Fällt ihnen jemand ein", " Nein ich habe keine Idee".
Surd wandte sich ab und ging ohne Gruß
Er ging in die nächste Kneipe und trank ein Krügerl Bier, und überlegte, er rief im Kommissariat an, sein Assistent war wieder da, er bestellt ihn in die Kneipe.
Der Assistent kam sie bestellten weiter Bier, und er berichtet
Surd macht sich nochmal auf in die Redaktion, dort wurde er dem Chef vorgeführt, der ihn jovial begrüßte. Surd reagiert nicht darauf und verlangte den Chefredakteur. Er befragte ihn, was er noch über den Vorfall wisse. Der Redakteur berichtet von eine Katapultwaffe mit der eine ganze Kiste Munition in schöner Ordnung parallel, wie ein fliegendes Nagelbrett abgeschossen werden konnte, aus irgendeinem Grund hatte K. das überlebt, Yoga? Askese.
Es war spät, abends erzählte Surd seiner Ehefrau beim Abendessen seine Verwirrung in diesem Fall. Er fragte sie nach ihrer Meinung. Er erstaunte sofort über ihren vernünftigen Vorschlag, Sie meinte, wer denn der Verleger des Blattes sei, und ob er sich nicht mal die Mitarbeiter des Verlages ansehen wolle, vielleicht war ein enttäuschter dabei.
Er nahm sich das gleich für den nächsten Tag vor, denn er wollte gut schlafen, so entspannte ihn die zuverlässige Vernünftigkeit seiner Frau.
Am nächsten Tag rief er bei dem Verlag an und bat um einen Termin, er gab sich dabei als Autor eines Erstlingsromans aus, eines Krimis. Im Verlag konnte er sich bis zum Direktor anmelden und wurde von ihm kurz aus reiner Freundlichkeit empfangen. Dieser meinte, ja lieber Peng, denn so nannte ich Surd, wissen sie, wir haben viel zu viel Krimiautoren und leider müssen wir sogar richtig gute ablehnen, der unabhängige Buchmarkt wird immer dünner, und bei den global Playern spielen wir noch nicht mit. Surd alias Peng heuchelte Verständnis, und meinte er würde es selber vorfinanzieren, davon riet auch der Verleger ab, ob er denn nicht einen Autor kenne, der so viel Talent habe, dass er es verdiene. Oh sagte der Direktor davon kenne ich zehn, Surd bat um die Namen, um mit ihnen zu sprechen und bekam sie. Er verabschiedete sich vom Verleger, der ihn ehrlich zu mögen angefangen hatte.
Surd schickte sofort seine zwei Assistenten zu acht der Namen, und behielt sich selbst zwei besonders Auffällige vor, auffällig mit den vom Verleger mitgegebenen Informationen. Es waren Lektoren.
Der erste, den er aufgesucht hatte, war ein reaktionärer Spießer, mit ihm lag er falsch, dessen einzig mögliches Verbrechen es war, seine Ehefrau mit der sechzehnjährigen Nichte zu hintergehen. Surd spielte zu Anfang noch den Mäzeen, aber auf etwas Druck brach der Lektor zusammen, er sagte, er habe wenigstens die Abtreibung gezahlt und dem Mädchen ginge es gut, er heulte. Das Gespräch kam auf den Arzt, Surd kannte ihn als Pfuscher, der schon viele Mädchen zur Sterilität verurteilt hatte.
Bei dem zweiten sah er auf den ersten Blick des Gegenüber aus der geöffneten Wohnungstür, und wie er die Lider, den Blick senkte, dass er hier richtig lag, er wusste es sofort. Surd dilettierte weiter den Verlegermäzeen, obwohl er erkannt hatte, dass der andere ihn auch durchschaute, aber er liess es laufen, weil es zu Beginn das Gespräch für den anderen leichter machte. Ja er habe einen Roman, Surd liess sich erzählen, es war ein Roman über einen politischen Mord, Surd meinte, es sehe schlecht aus, mit noch soviel literarischer Finesse liesse sich aus einer feigen Tat, kein Heldenepos machen. Der Lektor, namens Lohmann, liess es sich nicht ausreden, und wirkte auch sonst mäßig talentiert. Als es ihm zu blöd wurde, liess Surd seine Tarnung fallen, Lohmann stottterte noch ein wenig herum und versuchte auszuweichen, aber als Surd ein paar Fragen stellte, gab Lohmann Informationen preis. Nachdem Surd S. erwähnt hatte, schmolzen bei L. alle Hemmungen. Er sei halt verzweifelt, bewundere S., und wollte der Sache wegen auch reüssieren und hätte dort eine Gelegenheit gewittert, hätte aus dem Umkreis von S. eine Möglichkeit eines Auftrags suggeriert bekommen, ein wenig Geld überwiesen bekommen, und einen russischen Auftragsmörder gedungen, dann kam er ins Jammern und zeigte ein verunstaltetes Ohr, und heulte los, es brenne so und er sei verstümmelt, Surd unterbrach ihm barsch und beschimpfte ihn wegen seiner Wehleidigkeit, L. antwortete weiter, das Ohr habe er sich verletzt, als er mit dem Russen angefangen habe über den Auftrag zu diskutieren, dem sei nämlich das Fünfseitendossier zu seinem Auftrag zu lang, gewesen, er habe es schon durch L.s Erklärungen verstanden, L. bestand aber darauf, dass er die Details auch beachte und es sich durchlesen müsse, verstehen müsse, wiederholen müssen, und gerierte sich, wie jetzt auch beim Nacherzählen, in Rage, und preussisch zackig, befehlend und so weiter, jedoch rief das bei dem Russen Animositäten hervor, und da dieser dachte, lange halte er den Erzfeind nicht mehr aus, meinte er gleich loslegen zu müssen, sonst bestünde gar keine Hoffnung einen Auftrag auszuführen, zückte die Waffe, fuchtelte, L. vor der Nase damit herum, L weniger in Panik um sein Leben, als um die erfolgreiche Ausführung des Auftrags, verbat sich das, als der Russe nicht hörte, griff er den Arm des Russen, sie rangen eine Weile unentschieden hin und her, der Russe wollte schon verzweifelt aufgeben, das löste sich ein Schuss, streife und riss L.s halbes Ohr ab, oder versengte es nur, und die Kugel verschwand für beide in der Flucht einer Straße. Wer am anderen Ende gestanden hätte, fragte Surd, dass wisse er doch nicht, meinte L., wie die Straße hiesse, und wo sie standen. L nannte Name und Hausnummer: es war das entgegengesetzt Ende der Straße, auf der Schrimm die Kugel traf. L. war betroffen, als Surd es ihm berichtete. Wenigstens kann ich nicht für vorsätzlichen Mord belangt werden, wir haben die Angelegenheit, also ich und der Russe, bereinigt, ich habe ihm die Waffe abgekauft, er holte sie und brachte sie Surd, der betrachtete sie, es war dasselbe Modell, das zur Kugel passen konnte, dann sagte L., bezahlte er die Heimfahrt des Russen, dieser liess sich erst erweichen, als L. noch mehr Geld herausrückte und für den Russen eine Kasernenschlampe engagiert oder vermittelte, die gewohnt war russische Soldaten in ihren Kasernen zu besuchen, und wie er wusste wenigstens für drei zur Verfügung stand. Sie sagte am Telefon, sie mache das nicht mehr, sie sei jetzt seriös und studiert, L. schickte den Russen aber dennoch hin, der kam auch nicht wieder und beschwerte sich. L. sagte noch, von dem Geld aus dem S.-Umfeld habe er dem Russen noch den Rest gegeben zur Gründung einer anarchistischen Partei in Russland. L. vermutete der Russe hätte das schon angefangen und begonnen es umzusetzen. Jedenfalls sei der bestimmt untergetaucht und wenn er nicht auf direktem Weg dorthin gegangen war, so war L. sicher, er würde das nach einigen Umwegen anfangen, weshalb er auf eine Bestätigung verzichtet hatte. Surd seufzte, damit war der Schütze nicht mehr aufzufinden, und wenn er mit seiner Anarchopartei erstmal erfolgreich war, landet er sicher für fünfzehn Jahre in einem Lager, Gulag. Anarchisten mögen die postkommunistischen Sozialisten noch weniger als verräterische Auftragskiller in Diensten fremder Länder. Ohne viel Hoffnung fragte Surd, ob er einen Namen kenne, L, aber klar doch, Wie? fragte Surd, L. meinte, der hiesse Kundera, Surd sicher? L., ja er hat mir viel gezeigt, das sei ziemlich sicher, Milan mit Vornamen. Surd, Kundera ist aber ein Tscheche. Darauf lachte L. immer länger und Surd stimmte mit ein. Als L. sich nicht mehr beruhigen konnte, winkte er Surd in die Küche griff zwei Schnapsgläser, schenkte zwei Anis ein und gab Surd einen, L. stiess mit Surd an, der liess es sich gefallen und war dabei sogar gutgelaunt, und L. meint: Entschuldigung, aber ich komme nicht darüber hinweg, dass die Russen auch keinen Stolz mehr haben.
L. kam auf die Wache, gestand, war froh das vom Herzen zu haben, auch da er mit Rückforderungen des Geldes der S-Gruppe rechnete, da sein Fall aber einigermaßen publik wurde, wollten diese damit wohl nicht mehr in Verbindung gebracht werden und meldeten sich gar nicht mehr, und L. kam mit einer Bewährungsstrafe davon. über die er einigermaßen unglücklich war, denn er hatte gehofft einige Zeit in Vorzugshaft, seinen Lebenslauf schreiben zu können, einen Titel hatte er schon: Mein Schuss.
Er hatte auch schon einen Verleger, das Institut für Zeitgeschichte. L. war hoffnungsfroh, dass er doch noch Literat würde. Es redeten ihm mehrere zu. Fünf.
Erstaunlicherweise trat ein Vorstandsmitglied einer impfstoffherstellenden Aktiengesellschaft zurück. Es stellte sich heraus, dass dieser beteiligt war an einer Ausfallversicherung für nutzlose und gefährliche Grippeimpfstoffe. Auch Nachforschungen bei einer Rückversicherung verliefen sich im Sand, aber einige Personalia änderten sich. Einige Impfopfer, die unter Nebenwirkungen litten wurden großzügig entschädigt, wie sie in Boulevardblättern erzählten und die gleichzeitig ein Loblied auf die kritische Impfindustrie und die Segnungen der vollständigen Durchimpfung sangen. Einige Impfopfer bekamen ein intimes Begräbnis. Unter Schrimms Nachlass fand sich ein kryptischer Brief mit einem Gedicht, betitelt: Lob des Schnupfens, der Refrain lautete immer wieder in klassisch griechischen Hexametern: Ich will Schnu-u-u-u-pfen, ja ihn wi-i-i-ll ich. Es wurde vermutet, dass die jüngste Korrespondenz fehlen könne. Ein Briefbogen des französischen Gesundheitsministeriums fand sich. Nachforschungen ergaben, dass zur Zeit eine Petition gegen den zu dieser Zeit aktuellen Impfstoff lief, den die französische Regierung glatt abschmetterte.
Ob das oder welcher Art die Abrechnung war fragte sich Surd? Jedenfalls war er bei seinen Nachforschungen in der politischen Hierarchie immer weiter nach oben gelangt und erstaunt, wieso alle K. als ihren Freund bezeichneten und gute Beziehungen zu S. pflegten. Die Ballistik hatte ergeben, dass die Kugel passte, und aus einer Charge stammte, die aus illegalem Waffenhandel stammte, die verdächtige Nähe mit Aktivitäten von S. zeigte. Das Überangebot der Russen an andienerndem Überauftragsehnen nach Morden rührte daher, dass sie überverhältnismäßig viel Munition und Waffen hatten. Erst in einiger Zeit würde sich das durch Reibungsverluste innerhalb der russischen Kreise wieder normalisieren. Sie bringen sich gegenseitig um. Dass der Auftrag aus Reihen der Impflobby stammte konnte sich nicht erhärten. Surd musste anerkennen, dass deren mafiöse Strukturen längst staatlich und wissenschaftlich legalisiert waren. Die Lobbyisten, mit denen er gesprochen hatte, schüttelten sich amüsiert lachend über seine Naivität.
Surd sollte den Fall zu den ungelösten Fällen legen, nachdem er L. seine ausführliche Aussage hatte unterschreiben lassen. Danach ging er in die heiter klare Stadt, er lief einige Stunden umher, und ging nach Hause. Er aß mit seiner Frau. Aber er kam nicht zur Ruhe, und als er die Nacht nur kurz und das auch noch schlecht geschlafen hatte, ging er am nächsten Tag ins Kommissariat nahm den Fall aus der Ablage ungelöst, schrieb einige Blätter der Akte um und warf ihn dann in die Ablage INTERPOL. So ein schöner Fall.
Auch der Zeuge Knoll verschwand nach ersten Befragungen. Surd bekam von ihm eine Postkarte aus Tobago. Er gefalle ihm dort, er werde länger bleiben.
Als er sie las, war er auf einem Gang durch die Stadt vor dem Feierabend, er hatte einen Ausblick auf den prächtigen Sonnenuntergang als es wieder leicht zu regnen anfing, Surd dreht sich ein weiteres Mal um und sah einen Regenbogen, darunter bewegte sich ein Silhouette unter dem Bogen, die ihm bekannt vorkam, er rief "Paul?", da war sie schon wieder verschwunden.
Knoll hatte den Schnupfen bis Montag früh.
Erwachend erinnerte er sich.
Erwidert hatte er prompt pitschü.
Zum Fenster seines Bambushauses schaute herein ein Kakadü.

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