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20. Juli 2016

Hex

   Als ich den Wald verließ, lag die angenehmste Landschaft vor mir ausgebreitet; Wiesen, von Hecken umgeben; ein See; ein Dorf im Dunst der Ferne. Die Nacht war schwül gewesen; der Tag wurde es noch mehr. Die Schwalben flogen tief; und eine graue Wolke, wie ein Sack voll Bohnen, stand lauernd am Horizont. Die Sonne verfinsterte sich; ein Schatten machte sich über der Gegend breit; die Wolke, nunmehr mit einer langen, gelblichen Schleppe geziert, war drohend heraufgestiegen. In ihrem Inneren grollte es bereits; ein Wind erhob sich, und dann kam rauschend und prasselnd die ganze Bescherung.
   In der Wiese, wo ich mich befand, war Heu gemacht; an der Hecke bemerkt ich eine kleine Hütte von Zweigen; ich schlüpfte spornstreichs hinein.

   So geht's, wenn man nicht erst zusieht! Ich fiel direkt in zwei offene Weiberarme und wurde auch umgehend so heftig gedrückt und abgeküßt, daß ich, der so was nicht gewohnt war, in die peinlichste Angst geriet.
   »Hö! Höh!« schrie ich aus Leibeskräften. »Satan, laß los!«
   Gleichzeitig schlug ein blendender Blitz in den nächstliegenden Heuhaufen, und ein Donnergepolter folgte nach, als wäre das Weltall von der Treppe gefallen.
   Meine zärtliche Unbekannte ließ mich los und sprang vor die Hütte.
   »Ätsch! Fehlgeschossen! Hier saß ich!« rief sie spottend in die Wolken hinauf und dann tanzte sie lachend um den brennenden Heuschober.
   Die blitzenden Zähne; das schwarze Haar, durchflochten mit goldenen Münzen; unter dem grauen, flatternden Röcklein die zierlichen Füße; dies alles, kann ich wohl sagen, schien mir äußerst bemerkenswert.
   Mit dem letzten Krach war das Wetter vorübergezogen. Vergnüglich und unbefangen, als sei zwischen uns beiden nichts vorgefallen, setzte sich das Mädel wieder zu mir in die Hütte. Sie machte die Schürze auf. Es waren gedörrte Birnen drin, meine Lieblingsfrüchte, und als ich sie essen sah, wollt ich auch zulangen. Aber jedesmal kniff sie die Knie zusammen, zischte mich an und gab mir neckisch einen Knips vor die Nase. Schließlich erwischt ich doch eine beim Stiel. Sofort krümmte sich diese Birne und biß mich in den Finger, daß das Blut herausspritzte. Ich hatte eine Maus beim Schwanze. »Au!« rief ich und schlenkerte sie weg. »Wart, Hex, jetzt krieg ich dich!«
   Aber schon war die hübsche Zauberin aufgesprungen und hatte mir sämtliche Birnen vor die Füße geschüttet. Dies Mäusegekrabbel! Die meisten liefen weg; nur eine war mir unter der Hose hinaufgeklettert, das Rückgrat entlang, bis an die Krawatte, wo sie nicht weiter konnte, und nagte hier wie verrückt, um herauszukommen, und bevor ich mich noch ausziehen konnte, hatte sie auch schon, wie sich später zeigte, ein zirkelrundes Loch durch Hemd, Weste und Frack gefressen.
   Als ich mich von dieser Aufregung wieder einigermaßen gesammelt hatte, sah ich mich um nach dem Blitzmädel, der Hexe; denn ich hatte Mut gefaßt und wollte ihr mal recht ins Gewissen reden von wegen der Zauberei, und darnach, so nahm ich mir vor, wollte ich ihr zur Strafe für ihre Schändlichkeit einige herzhafte Küsse geben. Ich suchte und suchte, in der Hütte, in der Hecke. Nichts Lebendiges war zu bemerken, außer ein Laubfrosch, ein Zaunigel, viele Maikäfer und der Schwanz einer silbergrauen Schlange, die grad in einem Mausloch verschwand.
       Weiterhin schlich der Jägernazi herum, als ob er was verloren hätte. Er sah recht verstört aus und ging an mir vorbei, ohne mich zu beachten.
   Auch ich war etwas trübselig geworden; denn nicht nur spukte mir das Mädel im Schädel, sondern als ich Frack, Hemd und Weste ablegte, um den Mäuseschaden zu besichtigen, fehlte mir auch mein goldenes Medaillon, das ich bisher immer so sorgsam bewahrt hatte.


19. Juli 2016

dukat

In Anerkennung seiner Verdienste um die österreichischen Logarithmen haben die drei Bundespräsidenten Arno Schmidt mit 88 4-Dukatstücken ( leider nur franzjosephsch ) und den restlichen 2000,- Euro in 80 CentBriefmarken ( 25 Hunderter Bögen DIN A 3 ) ausgezeichnet.
Erhalten haben wir ausserdem eine Urkunde, die wir gleich laminiert und wie einen Pudding an die Wand genagelt haben, wie einen Orden, den wir weggeschmissen haben.
Das Geld haben wir vor in einiger Konsequenz, an die FranzJosephStrauss-stiftung für Waffenexporte und Atomentwicklung weiterzuleiten. Hoffentlich bald können wir dann einsam, gelegentlich zweisam zwitschernd, durch die Heide radeln.
Die Logartihmen, die ein wenig aus dem Rahmen fallen haben wir hiermit erledigt.
Wir haben ihm eh nie mehr abgenommen als wir wollten, lagen damit vor jeder Theorie richtig, und können ihn entspannt weiter studieren. Ohne ihm folgen zu müssen. Als Schmidt=idioten.
Die Zeitfaltung allein ist auch kein Thema. Vielleicht die Berliner Abendblätter: Polizeibericht 1806: 1 Briefmarkenbogen zu 100 Marken gestohlen. Verdächtiger mit den Initialen A. S. im Visier. Spitzentaschentuch mit diesen Initialen am Tatort zurückgelassen, auch ein gewisser N. B.A.P. wird gesucht und steht im Verdacht, den Raub fingiert zu haben, um von ihm abzulenken. Schlägerei im Wirtshaus nachdem Herr Chateaubriand verspeist wurde. Vorwurf des Barbarentums, da es den Konservativen nicht schmeckte.
Zur Zeitgestaltung ist uns nun eingefallen, dass es doch mehr so ist, dass ein Charakter, sein Charakter versandet, will heissen, das erste Sandkorn, das auf ein Galtonbrett fällt, ist auch wenn es ganz rechts aussen landet noch es selbst, auch das zweite, dritte und die nächsten haben eine ihre Gesamtindividualität in einem gewissen Muster, das sie auf dem Brett einnehmen. Wenn aber die Sanduhr des Lebens verinnt, so ergibt sich das stets gleich Muster einer Zufallsverteilung, einer gaussschen Glockenkurve, und selbst wenn individuelle Abweichungen vorliegen, werden sie vergehen, wenn der Sand weiter dazurinnt. ( Stichwort : Nachlass )
Womit wir die Synthese wagen: Die Individualität des Monolithen ( These ) löst sich auf in abstrakter Normalverteilung ( Antithese ) einer Sandkornmenge, die über die Anzahl der Sandkörner normiert ( Synthese ) wird. Super was?
In diesem Sinne ist uns der Leviathan Schmidt entschieden unversöhnlich in extremer Lage, der post Kraftakt, der in Sand zerriebene Monolith, an seiner Form nicht mehr kenntlich. Das hat er geschafft ohne widersprüchlich zu werden, Hochachtung. Unsere zeitgeschichtliche Übersetzung ist zu trivial um sie dem Publikum mitzuteilen.
Ausserdem ist beeindruckend wie Schmidt die Österreicher diese unsere Vergangenheitsbewältigung lehren kann.
Die Drohung half: Ich bin ein Esel mit einem Drachen fähig ihn zu benutzen.
So schreiben hier wir nun den letzten Post 1967, denn der Blog heisst jetzt oder wie es bis dahin geschah: Literatur ist anders.

14. Juli 2016

Café

"Was hat „Jacobskaffee“ mit den alten Ägyptern zu tun? Seitdem das neue Heft der „edition text + kritik“ vorliegt, mit Werner Schwarzes „Deutungsversuch“ einer Erzählung von Arno Schmidt, „Ägyptologie in ‚Caliban über Setebos‘“, klingt die Frage nicht mehr so blöd. "

die-zeit-1980-die-stunde-der-detektive

Doch!

"Wir halten uns an den Kaffee trinkenden Ramses"?

Nein! 

Je nun aber kennt keiner mehr Götter Gräber und Gelehrte.
Also hat Schmidt Ceram wie Karl May gelesen ihn, nicht mal Zeitgeschichte, versehentlich unter die Hochliteratur gestellt, dann Kompilator, Anhäufer geschimpft, injuriert, und literaturhistorisch sprachzerstört, zeitzerstört, was völlig unsinnig ist, also nur damit er seine eigenen Schreibhemmungen bekämpft, aber Marek ist nur Verlagsgeschichte des Verlages Rowohlt. Man könnte untersuchen was Rowohlt damit querfinanziert hatte, Fallada jedenfalls nicht. So kann man dann mit Zeitzerstörung Grundlage für Zettels Träume schaffen. Es schwirrt einem der Kohl=Kopf, wie dem Autor, es gibt beliebig viele Warums ( Schmetterling ), und viel mehr darums ( Raben dreifach ). 


Ausserdem findet man das Kapitel Kaffee auf Abu Simbel nicht. Sondern hier:

1874-edwards-kaffee-fuer-ramses

Also so ein Blödsinn, es ist gar nicht der echte Ramses gemeint, sondern der Durst im übertragenen Sinn, des großen steinernen Ramses im Zuge seiner Restauration.

Ruhmestaten der Archäologie, Herausgeber Ceram 1965

Caliban erschien 1964.

Naja kommt ja nicht drauf an. Verschwendete Ruhmestaten eines Laienpackdrecks.

Hier wird Marek beschimpft : musagetes.de

Netter Artikel über Zettels Traum: zettels-kasten-dieter-e-zimmer

Ich hatte Ceram / alter Marek  schon mal weggeschmissen! Und werde es wieder tun!

Von Jean Paul kann man Form nicht lernen? Dann lernen wir es nicht. Erst recht nicht nicht mit Wieland. Alethes von Fouqué kucken.

Also weiter Zeit. Die Amis haben so ein archäologisches Interesse an Schmidt.

10. Juli 2016

schmetterling


 Mittwoch 06 Juli 2016

Kinder, in ihrer Einfalt, fragen immer und immer: Warum? Der Verständige tut das nicht mehr; denn jedes Warum, das weiß er längst, ist nur der Zipfel eines Fadens, der in den dicken Knäuel der Unendlichkeit ausläuft, mit dem keiner recht fertig wird, er mag wickeln und haspeln, so viel er nur will.
Vor Jahren freilich, als ich eben den kleinen Ausflug machte, von dem weiter unten berichtet wird, da dacht ich auch noch oft darüber nach, warum grad mir, einem so netten und vorzüglichen Menschen, das alles passieren mußte. Jetzt sitz ich da in sanfter Gelassenheit und flöte still vor mich hin, indem ich kurzweg annehme: Was im Kongreß aller Dinge beschlossen ist, das wird ja wohl auch zweckgemäß und heilsam sein. ( Wilhelm Busch , Der Schmetterling )
Warum?
Wir versuchen jetzt mal einige Gedanken zu äußern ohne darum.
Arno Schmidt hasst C. W. Ceram und verhohnepipelt ihn im Caliban über Setebos. Schon ist ein darum drin, was ich sagen will ist, ich lese Ceram nicht : Götter Gräber und Gelehrte, natürlich heimlich , eventuell das Hethiterbuch aber aus anderem Grund, darum.
Also das heisst dann Arno Schmidt hasst C. W. Ceram und gibt Ramses literweise Jacobskaffee zu trinken : Balzacsch.

Zeitfaltung funktioniert darum nicht : Lem Sterntagebücher; Tichy versucht mit all seinen gleichzeitigen Ichs zu zweit, denn einer muss die Schraube festhalten ,der andere am anderen Ende anschrauben die Steuerung des Raumschiffs zu reparieren. Persönliche Zeit hat kein Maß! Ist subjektiv! Darum! Ich dachte wenigstens ein relatives Maß des Willens: Ich entscheide für mich, dass ich mit 35 die Hälfte meines Lebens hinter mir habe. Wenigstens lasse ich mich nicht von Ärzten verarschen. Darum: Alles jenseits der mittleren Lebenserwartung kann nicht mit Normwerten, die noch gefälscht sind therapiert werden. Tichy hat ohne Zeit, mit mehreren Zeitschleifen als Zeiten keine Zukunft, auch wenn er es aus seiner Vergangenheit richtet, mit zweien tapferen Kinder Versionen Tichys. Erklärt! Und zwar falsch!
Wir sind jetzt krank und lesen Proust Combray. Darum : Ishiguros Herangehensweise.
Aber der Schmetterling, der kurze Ausflug und er ( ein Peter ) liegt sieben Jahre herum, ; Totenkäfer und Mistkäfer züchten dumme Menschheit aus Kohlköpfen, die den vielen Schmetterlingen nachjagen, die von Raben gefressen werden.
Jakob (Mann) vergehen sieben Jahre wie Tage, also als Ablauf von Zeiträumen mit innerer innewohnender Abfolge; Feststellung, man kann nicht 7 Jahre mit Warten verbringen. Man muss essen trinken, essen, scheissen lieben. Ob frei ob gefangen.
Die Bundeswehr soll im Innern eingesetzt werden. Das war immer verboten. Die Wehrpflicht ist abgeschafft, es kritisiert keiner, der Wehrbeauftragte verlangt mehr Etat, er hat also zu wenig, die Zivis kritisieren nicht mehr, alle Jugendlichen machen ratlos ein soziales Jahr und lernen den Neid der Arbeitswelt kennen. Der General kann Kriegsdienst verweigern : Ist ein Recht!
So viele darums, die der Roboter liest, ich werde das auf einer Literaturlesung improvisieren, 100 Leuten Publikum das hier vor zu lesen ohne ein darum, warum. Vielleicht als nächsten Post.
Man achte auch auf Zirkularität: Macht um der Macht willen, es kommt nicht darauf an, ob etwas gelingt, es kommt darauf an wie es innenpolitisch wirkt. Gefahr übertreiben. Es kommt darauf an, was die Wahrnehmung der Wirklichkeit an falschen Bildern hervorbringt.
Der Lehrer soll das Volk bilden, wer aber bildet den Lehrer! Berechnungen § 12
Mit der Zirkularität: Nein Herr Schmidt, sie schreiben für den Leser. Für den Lektor Marek? Ihre Abneigung und Missachtung desselben kennen wir.
Sancho Schmidt der Redenschreiber seines Don Kissinger. ( Das ist ja nun doch mal nicht erklärt gell ) Greg Gandin: Kissingers langer Schatten, fällt auf Reagan und Trump, siehe Blümchenpost. Weshalb die Ossis so dankbar den Ultrarechten Amerikanern anhängen. Weil der erneuerte Hitler-Stalinpakt, worauf jedes deutsche darum hinausläuft, den Deutsch-Kissinger, alle hätten 38 fliehen müssen, stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin, jetzt gehts wieder los, chamberlainsch appeasend beherrscht; der ihm seine Sympathien einbrachte, den Kambodschanern völkermordend ihre Roten Khmer, und den eigentlich isolationistischen Rechten, aka Repulikanern eine linkes Sendungsbewusstsein beschert, das dann unverhohlen unverschämt als Demokratisierung der Welt völkerrechtswidrig alle Völker monroedoktrinsch morgenthausch ( liebesgrundsch, beethovensch, freiheitsch ) zwangsbeglückt, wenn der überinformierte Geheimdienst, aus Zettels Traum, nicht richtig funktioniert und alles aus dem Ruder läuft, laufen soll. Hauptsache man beweist Handlungsfähigkeit und kaschiert das egale Versagen hinter noch mehr Handlung. Das ist unser Roman.
Träumen wir weiter, das jetzt schlafe ich ein, enthebt von jetzt oder vorhin oder zukünftig.
Und Arno Schmidt hat gar nichts über den Jakobiner Hölderlin geschrieben?

3. Juli 2016

Vater und Tochter im Sean Paul Konzert



Created Sonntag 03 Juli 2016
Wie nicht anders zu erwarten, der Vater war vorbelastet, die Tochter organisierte, sie hatte die Anfangszeit aus dem Internet : 21:00 Uhr. Auf den Karten stand 20:00, 18:00 Uhr Einlass. Man stand schön öfters mit ihr vor Türen.
Wie dem auch sei, der Vater wollte die Vorband hören, was dann auch das Beste war, irgendsoein viel zu lauter und einfallsloser Bass zu irgendeinem Reggaestyle, breaks, aber am Keyboard ein Gospelmensch. Sehr nett, Sänger lustig und aktiv, Schlagzeuger ein Tier, und die Jungs waren froh sich vor Sean Paul abarbeiten zu können. Alles live, war ja kein Dancehall, es standen nur schon die Applecomputer, 2 Stück auf der Bühne, hat Jobs bestimmt Paul geschenkt. ;*)
Nun zurück zum Anfang 19:10 in Berlin mit dem Golf losgefahren, und in Kreuzberg vorm Tempodrom Pauls Busse und kein Parkplatz, na Stresemann-, Wilhelmstraße weiter und nach zehn Minuten Gegurke ein Parkplatz doch nur zwei Strassen weiter.
Angekommen kurz vor Acht : Nix los. In der Halle Gedudel vom Band. Na dafür war ich nicht gekommen.
Eigentlich wär ich gar nicht zu Paul gekommen, aber die Tochter musste hin, und die Karte bekam ich "geschenkt". Das Tempodrom ist ja auch nicht mehr das der Heimatklänge, der 90er, schön waren die Nevillebrothers mit ihrem, mit mir, Publikum, alte Bekannte gegenseitig, völlig entspannte Stimmung, karibisch, obwohl ja von woanders her. War dann auch das letzte angenehme Konzert in Berlin. Nevillebrothers, dann nochmal in Berlin, aber fades Publikum in einer Halle, Jahre vorher in der Theaterfarbirk neben Rio Reiser in wo? Ja! Unterföhring. Toll! Mulgrew Miller tourte ein wenig einsam mit NHÖP durch Deutschland auf Bang und Olufsentour, nur die bekifften Berliner merkten in der Zugabe, dass da ein Beboppianist vor ihnen saß und beklatschten sein zu schnelles Gedudel, weil sie ihn hetzten.

Also jetzt wieder im Tempodrom, diesmal im neuen : zu klein, aber nett. Das Programm dort hab ich nicht verstanden. Publikum war auch nicht da, Paul muss seinem Manager Eventim in den Arsch treten, wegen der Eintrittspreise : 80.-. Da wollen zu viele verdienen. Nun die Vorband war fertig. Nun ist er unverdient reich, aber das ist dennoch ein starkes Stück für einen Musiker. Und da reg ich mich auf, ob mein Blog nicht gelesen wird. ( Ich les ja schon Proust Combray auf Ishiguros Rat. )
Wir kamen auch zu dieser zu spät, denn angesichts ungepflegter Langeweile und Cdbeats, bestellten wir Cola, 3,80 Pommes, 2,50, Wurst, 3,00 und Bier, ca. 20,-, Bier allein 5,-. Vorerst 2,- Pfand. ( Zum Rechnen im nächsten Post . )
War dann etwas gepflegter, und zwar teuer.
Auf tritt afrikanische Schönheit, Netzstiefel bis mitte Oberschenkel, entsprechend keine, oder kaum Hose, nuttig sagt Tochter, die Frau knapp unter zwei Meter, gewagt, kann sie aber vertragen, Freundin etwas kleiner, dezenter. Toll.
Dann wir rein zu spät zur Vorband, danach wieder Langeweile von Cd. Das Publikum war lustig, bestand zu über zwei Dritteln aus Mädchen, Tochter war deutlich die jüngste und nicht tätowiert.
Alle Mädchen mit Bedürfnissen, teils schwul, ja lesbisch. Zwanzig, fünfzehn Jahre jünger als Vater. Teils Eltern : "Ich wollte mir ja seine Texte auswendig merken aber die gingen nicht in meinen Kopf hinein, da war immer so ein Schleier..." Tochter ärgerte sich. Wie Primitiv.
Na wir warten weiter, Handyakku senkt sich zur Neige, Tochter will in die vorderste Reihe, sie sitzen aber auf dem Boden, ich empfehle Ellenbogeneinsatz, Tiefergehen, aber die Phalanx steht betonern.
Ewiger Umbau von / nach Vorband.
Dann Auftritt Vorsänger. L A U T, auch nur vom Tape begleitet, stimmt uns öde auf eine halbe Stunde auf S.P. ein, obwohl gut gemacht, gesungen.
Dann wieder Pause.
Erstmal Band.
Endlich 21:00 Auftritt der Meister.
Zwei mal zwei Silben : Y E A H !!!!
Wo ist er ? Hinter dem Podest.
Tochter verschwunden, nach einiger Zeit Unruhe, na die sieht doch so aus, dass man die klaut, obwohl schwer, da ein ebenso durchtrainert wie die Tänzerinnen, und mehr.
Da steht er. Oben. ( Es heisst ja man soll sich nicht so weit über sein Publikum erheben, aber er steht knapp unter dem Videobildschirm, mindestens zehn Stufen hoch.)
Er hat wohl eine typische Stimme.
Der Bass wummert eintönig noch lauter, man muss sich bewegen um dem zu entgehen.
Er bringt seine Mädchen mit, zwei Tänzerinnen im Bikini, Wackeln mit dem Po: amerikanisch, tanzen wie zu Urlaubsanimation, mit lascher Popchoreografie, aber dazwischen siehda! afrikanische Elemente wie schön.
Sean Paul verliert sich immer wieder sympathisch aus dem Blick, und tanzt sehr schön wie seine Mädchen mit coolen relaxten Bewegungen und er singt sehr schön weit hinter dem Beat : Das swingt sogar.
Deutlich chauvinsitisch, aber das erwartert man von Jamaica und der Nähe zu Amerika, den U S von.
Nun warum bin auch ich auf dem Konzert, ich war gar nicht eingeladen, und Sean Paul ist der Letzte zu dem ich mich einladen lasse, gemeinsam mit meinem Liebchen, das sowieso nicht will, hinzugehen.
Nun ich schrieb es oben, aber auch, weil ich wusste Paul kann Party, und das aussergewöhnlich. So wurde ich dann auch noch zweieinhalb Stunden durchmassiert, mit entblockierendem Erfolg, zweifach, etwas teuer die Massage aber immerhin.
Bei einigen der Mädchen deutete sich sogar so etwas wie Extase an, aber das waren auch Fans, die kannten die Hymnen und Texte, ich verstand kaum etwas. Nur dass ich wo ich auch herkäme willkommen sei. Scheiß Jahr : zwei Tote Prince und Ali. Dann bei dem Bass konnte sich nur Entspannung oder Koma einstellen, meine Extase blieb ein wenig aus, aber das ist mir bekannt und nicht schlimm. Die Musik gibt es nicht her. Ein wenig das Charisma, jaja.
Sonst erstaunlich abwechslungsreich. Auch elegisch leise.
Saal nur zu einem Drittel voll: max 400 Leute, mal 80,- ist ja nicht mal der Flug! Exportschlager? In München Hamburg Stuttgart siehts nicht besser aus, aber er bleibt in Europa und denkt sich : nie wieder. Wie Gentleman, Peter Fox Max Herre und wie die Nachahmer heissen.
Alles von der CD wiederzuerkennen und klanglich dem homogen, das mag am Selector liegen, der von Band aka Festplatte ( = Apple -&) einspielt. Als Musiker mag ich so etwas nicht, denn man kann das Tempo nicht der Stimmung des Publikums anpassen, aber sie haben doch so etwas in der Art hinbekommen. Der Bass hört immer wieder auf, geht hinter die Bühne, ein zweiter Sänger kommt hinzu. Die Tänzerinnen halten sich Trompeten vor den Mund, als das Tape Trompetenklänge von sich gibt, sehr süß. Auch durchtrainiert die Beiden.
Zwei unscheinbare Keyboarder.
Dann einige Bumschoreografie, aber dezent, thematisch sozusagen.
Tochter taucht wieder auf, brüllt in dem Lärm ob ich nicht andere Gäste auf Fotos und dass sie sie ihr mailen können ansprechen kann, denn, als ER auftrat, schmiert der Iphone akku komplett ab, kein Foto. Tiefe Trauer in den Augen.
Tja wie bei der Jahrhundertaufnahme: Kein Knopf der Aufnahme gedrückt.
Kommt vor.

Keine Zugabe, kurzer Applaus. Immerhin hat er wie gesagt Zweieinviertelstunde gearbeitet. Ich hätte gedacht, er hätte unsere 80.- Euro weniger wert geschätzt.
Den Ärger schluckt man als Jamaicaner, man hat andere Botschaften.
Hinterher: Hörst Du auch nix? Nö.

Ich konnte meiner Tochter sogar ein Buch von ihm, Hesperus, das er schon 1795 schrieb, geben, mit wertsteigerndem Druckfehler "J" statt "S". In Fraktur kann man sie auch leicht verwechseln.
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